Babet & Auguste begeistern in Großwenkheim

Das Leben rückwärts gelebt

Das ist einmal eine gute Idee, zumindest mental, das Leben einfach noch einmal rückwärts leben. Ob das allerdings für jeden wünschenswert wäre? Das muss jeder nach dem Auftritt von Babet & Auguste selbst entscheiden. Nach einem schmackhaften Schweinebraten waren die Besucher schon einmal kulinarisch gesättigt und gut vorbereitet für den schon lange vorher ausverkauften Kabarettabend „...MIR sän dabei!“ im Gasthaus Sotier in Großwenkheim. Gisela Klöffel und Andrea Wehner alias Babet & Auguste, zwei fränkische Urgewächse, schrullig gekleidet in alten Mantelschürzen („Den wollt mei Oma scho vor 25 Jahr entsorg“), Stiefel, Pantoffel und Kopftücher, suchen bereits am Anfang den hautnahen Kontakt zum Publikum.

Viele Besucher werden per Handschlag begrüßt und dieser Kontakt zieht sich durch das gesamte Programm, das die beiden Maßbacherinnen im besten, mittleren Frauenalter, ausgestattet mit reichlich Erfahrungen, im deftigen Mosbicher Dialekt mit viel Witz und Humor dem begeisterten Publikum bieten. Auguste ist die eher dominante, Babet die mehr naive, die manchmal in ihren Gedankengängen etwas länger braucht, in Antworten aber nicht verlegen ist. Unter dem Motto und Refrain: „Wie`s is, wie`s war, wie`s denn auch sei, … MIR sän dabei“, präsentieren Babet & Auguste einen amüsanten Streifzug durch das Leben, aber rückwärts. Da nahezu alle Besucher schon einige Jahrzehnte an Lebenserfahrung auf dem Buckel haben, fühlen sie sich quasi live dabei. Das Leben rückwärts beginnt praktisch vom Tod her und dann kommen die verschiedenen Stationen. „Da wird man jeden Tag wieder von einem jungen Pfleger aufgepäppelt. Das wär doch was!“, schwärmen die Beiden. Dann käme aber auch wieder die lange Zeit der Ehe mit all den Höhen und Tiefen. „Das Glück der Ehe besteht darin, dass man sich gegenseitig verzeiht, geheiratet zu haben“, meint Auguste und Babet erkennt, dass die Liebe eine vorübergehende Geisteskrankheit sei.  „Es wär ein Traum, jeden Tag jünger zu werden“, freut sich Auguste. Beim Philosophieren, Plaudern oder einfachen Tratschen über das Leben rückwärts und Gott und die Welt werden auch politische und technische Ereignisse erwähnt, wie der Trabi, der noch nicht vorhandene Solidaritätszuschlag oder das Telefon an einer begrenzt langen Schnur. Über die ehelose Sturm- und Drangzeit führt der Weg zur Buberdäd, Kindheit, zum Säugling („Jeder glotzt dich im Kinnerwagen blöd o“), zur Zeit im Mutterleib, wo du gleich  in Vollpension lebst. Und dann beginnt alles wieder von vorne. Mit ihrer Mimik, Gestik, Gewandung, der deftigen Ausdrucksweise und den exakten Beobachtungen des eigenen Lebens und das der Mitmenschen mit ihren Fehlern und Schwächen bringen Babet & Auguste das Publikum zum herzhaften Lachen und häufigem Zwischenbeifall, an verschiedenen Stellen aber auch zum Nachdenken. Bei Wortspielereien kommt der Witz bei einigen Zuhörern mit etwas Verspätung an, was Auguste natürlich gerne aufgreift. Mit ihrem dritten Programm, das Babet & Auguste seit März 2015 auch außerhalb der fränkischen Grenzen spielen, strapazieren sie die Lachmuskeln des Publikums ganz gehörig und erst nach mehreren Zugaben dürfen sie endgültig von der Bühne. Andrea Wehner und Gisela Klöffel stehen als kongeniales Duo seit nunmehr 15 Jahren gemeinsam auf der Bühne, eigentlich schon seit der Zeit im Maßbacher Fasching vor über 20 Jahren. Andrea Wehner, die die Programme und Lieder schreibt, ist auch hauptberuflich mit dem Soloprogramm „Auguste spielt Golf“ in nahezu ganz Deutschland erfolgreich unterwegs. In dieser Sportart hat sie als aktive Golferin auch schon reichlich eigene Erfahrungen und Beobachtungen gesammelt.  


Babet (rechts) und Auguste begeisterten das Publikum in Großwenkheim





Aktualisiert (Montag, den 06. Februar 2017 um 22:45 Uhr)