50 Jahre Jugendblaskapelle Großwenkheim

Seit 1968 gibt es die weit über die lokalen Grenzen hinaus bekannte Jugendblaskapelle Großwenkheim. Mit einem zweitägigen Fest am 28. und 29. April 2018 wird das runde Jubiläum gefeiert. Instrumentale und gesangliche Kirchenmusik lässt sich in Großwenkheim nach Aufzeichnungen bis ins Jahr 1601 nachweisen. Aus der Bezeichnung „Chormusikanten“ wurde laut Gemeinderechnung für 1860/61 der Begriff „Musikanten“. Den vielen Aufzeichnungen können auch diverse Anekdoten entnommen werden, die durchaus zum Schmunzeln anregen.

Zwei Beispiele: Per allgemeinem kirchlichem Erlass vom 29. März 1816 wurde untersagt, Musik mit Pauken und Trompeten an hohen Festtagen zur Verherrlichung der Gottesdienste zu machen. Bemerkenswert auch, dass bis etwa zum Ende der Jahrhundertwende 1800/1900 die jugendlichen Blasmusiker verpflichtet waren, während ihrer Lehrzeit auch drei Jahre das Geigenspiel zu erlernen, um den Unterschied zwischen Ganzton- und Halbtonschritten deutlich zu machen. Seit 1860 besteht in Großwenkheim ohne Unterbrechung eine Blaskapelle. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurden unter Leitung von Martin Gehring Konzerte auch außerhalb von Großwenkheim gegeben. Auch nach diesem Krieg erlebte die Blaskapelle eine Blütezeit mit Unterstützung durch Musiker aus Seubrigshausen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen junge Männer, wie Hermann Ankenbrand, Philibert Gehring oder Alfons Geßner, ein Instrument zu erlernen. Anfang der 1960er Jahre begann Philibert Gehring mit der musikalischen Ausbildung junger Leute, die in den Jahren 1966/67 in die damalige Blaskapelle integriert wurden. Erste musikalische Höhepunkte waren 1966 Konzerte im großen Saal der Gastwirtschaft Trost ohne Rauchen und Getränkeausschank. „Damit erreichte man einen ästhetischen kulturellen Fortschritt, der zu Recht als Vorbild bezeichnet wurde“, wie in der Festschrift von 1993 nachzulesen ist. Hinsichtlich des Rauchverbots war die Blaskapelle, ohne es zu wissen, damals ihrer Zeit schon weit voraus. 1968 wurde erneut eine größere Gruppe neu ausgebildeter Jugendlicher in die Kapelle aufgenommen. Dadurch entstand der Gedanke, die damalige Blaskapelle als „Jugendblaskapelle Großwenkheim“ weiterzuführen. Das erste Konzert im Gründungsjahr fand am 5. Mai 1968 im Sportheim statt, mit einer neuen einheitlichen und bodenständigen fränkischen Tracht. In kürzester Zeit entwickelte sich ein hervorragender Klangkörper, der bei Wertungsspielen mehrfach ausgezeichnet wurde.  Am 25. April 1970 erfolgte der Beitritt zum Nordbayerischen Musikbund. Die sehr umfangreichen Aktivitäten erforderten eine vereinsmäßige Organisation. In der Mitgliederversammlung am 6. August 1970 wurde die erste Vereinsführung gewählt. Vorsitzender wurde Hermann Ankenbrand, sein Stellvertreter Alfons Geßner, Schriftführer Edmund Reinhard, Kassier Otto Geßner, musikalischer Leiter (Dirigent) Philibert Gehring. Bereits in den Anfangsjahren erlebte die Jugendblaskapelle einen enormen qualitativen und quantitativen Aufschwung. 1972 erhielt der Verein die „Pro-Musica-Plakette“ für 100 Jahre Blasmusik. Zahlreiche Aktivitäten, teilweise immer wiederkehrende Auftritte im öffentlichen und kirchlichen Bereich, bestimmen das Vereinsleben. Besondere Höhepunkte waren beispielsweise Rundfunkaufnahmen, Auftritte beim Rakocyfest und Kurkonzerte in Bad Kissingen und bei der Bundesgartenschau 1979 in Bonn. Besonders großer Wert wird auf die Gewinnung von Kindern und Jugendlichen gelegt. 2010 startete die erste Gruppe der musikalischen Früherziehung und zwei Jahre später wurde das Nachwuchsorchester „Die Halbtön“ gegründet. Immer wieder wurden die musikalischen Aktivitäten und der hohe Leistungsstand der Jugendblaskapelle durch verschiedene Gremien und politische Einrichtungen gewürdigt. Das gute Vereinsmanagement und die hervorragende Jugendarbeit wurden im Jahre 2014 mit der Verleihung des Juniorawards belohnt und im Jahre 2017 nochmals bescheinigt. Unter der Leitung von Martin Reinhard verfügt die Kapelle über ein breit gefächertes Repertoire von Stücken der klassischen Blasmusik bis zur Klassik, Popmusik und anderen Musikrichtungen. Besonders auffällig in dem halben Jahrhundert „Jugendblaskapelle Großwenkheim“ sind die geringen personellen Veränderung an der Spitze des Vereins. Hermann Ankenbrand führte den Verein bis 1999. Seit 2000 fungiert Dieter Gehring, Sohn des langjährigen Dirigenten Philibert Gehring, als Vorsitzender. Edmund Reinhard schwang als Nachfolger von Philibert Gehring von 1986 bis 2004 den Dirigentenstab, den er dann an seinen damals 22-jährigen Sohn Martin übergab. Aktuell gibt es bei der Jugendblaskapelle 38 männliche und 26 weibliche Mitglieder  im Alter zwischen vier und 67 Jahren. Darin eingeschlossen sind das Gesamtorchester, die Musiker in Ausbildung und in der musikalischen Früherziehung. 58 Prozent der 64 Mitglieder sind nicht älter als 27 Jahre. 


Foto (Repro Anton Then):
Musiker im Jahre 1945:
Hinten v.l.:  Hermann Ankenbrand, Adalbert Geiling, Alfons Geßner, Fabian Schlembach (Leiter), Philibert Gehring, Adrian Fleischmann
Mitte v.l.:   Otto Hornung, Willibald Geßner, Paul Scheuring.
Vorne v.l.:  Rudolf Geßner, Ludwig Trost, Otto Geiling.



Foto (Repro Anton Then):
Die Jugendblaskapelle 1970:
Zweite Reihe rechts Dirigent Philibert Gehring, hintere Reihe links Vorsitzender Hermann Ankenbrand.



Festprogramm:


  • Samstag, 28. April:

    18:00 Uhr Beginn des Festes
    20:00 Uhr Country, Blues and Rock`n Roll mit der Kultband „Nochtschicht“

  • Sonntag, 29. April:

    10:00 Uhr Festgottesdienst in der Pfarrkirche, anschließend Frühschoppen mit dem Musikverein Kleinwenkheim
    11:30 Uhr Mittagessen aus der Feldküche
    13.30 Uhr Festzug mit Gemeinschaftschor, anschließend spielt die Trachtenkapelle Theinfeld
    17:00 Uhr Festausklang mit den Sandberger Musikanten