Großwenkheimer Reservisten pflegen Kriegsgräber


„Ich würde jederzeit wieder mitmachen und alle anderen auch“, meinte tiefbeeindruckt Herbert Schleier, der zum ersten Mal an einer solchen Aktion teilnahm. „Als junger Mensch habe ich die Entwicklung der Kriegsgräberpflege natürlich nicht so verfolgt. Doch durch Erzählungen, dass auch Familienangehörige im Krieg waren, wuchs mein persönliches Interesse, hier auch einmal mitzuhelfen“, sagte der 60-Jährige zu seiner Intention. Heribert Gessner, Richard Schleier, Rainer Werner, Rudolf Ziegler, Leo Ziegler, Norbert Ziegler, Edgar Schlembach, Günther Gessner, Burkard Lenhart und Erich Fries waren die anderen Teilnehmer der RK Großwenkheim, die sich in Kleinbussen auf die rund 1100 Kilometer lange Reise bis zum Zielort La Cambe in der Normandie unweit der Atlantikküste gemacht hatten. Gleichzeitig waren auch einige Mitglieder der RK Kleineibstadt dort. Untergebracht waren die Teilnehmer in kleinen Häusern auf einem Campingplatz. Vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gab es ein Tagegeld und davon mussten sich die Reservisten selbst verpflegen. „Das war alles gut organisiert und unsere Eigenverpflegung klappte bestens“, so Herbert Schleier. In den zwei Wochen wurden von den Großwenkheimern etwa 7000 Grabplatten gesäubert, dazu Überwuchs entfernt, Kanten geschnitten, Grasabfall abtransportiert und an den lockeren Grabplatten Klebereste entfernt, damit diese in nächster Zeit von französischen Arbeitern wieder zentrisch frisch geklebt werden können. Es gab eine Menge Arbeit auf dem Friedhof von La Cambe, wo 21 222 deutsche Soldaten des 2.Weltkriegs bestattet sind. Auf den Grabplatten, die mit einem Betonsockel verklebt sind, stehen jeweils die Namen zweier Soldaten, Dienstgrad, sowie Geburts- und Sterbedatum. Besucht haben die Großwenkheimer Reservisten auch die etwa 65 Kilometer entfernte Kriegsgräberstätte Marigny, wo 11 172 deutsche Gefallene ruhen. Auf diesem Friedhof, das hatte Erich Fries erkundet, ist auch das Grab von Ambros Balling, der am 26. Februar 1917 in Großwenkheim geboren wurde und als Oberjäger am 2. August 1944 im Westen bei St. Martin gefallen ist. An seinem Grab legten die Landsleute aus der Heimat einen Blumenstrauß nieder. Dieser Friedhof wurde am 20. September 1961 in feierlicher Form eingeweiht und damit der Öffentlichkeit übergeben. Die Kosten für die baulichen und gärtnerischen Arbeiten wurden von der Bundesregierung und vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge getragen. Stark beeindruckt waren die Großwenkheimer von den Überresten des Westwalls. Die von deutschen Soldaten gebauten Wehranlagen und Bunker sind teilweise noch gut erhalten, teilweise auch zerbombt. Auch ein amerikanischer Friedhof wurde besichtigt. „Da sieht man, wer Sieger und Verlierer war, denn dieser Friedhof ist viel besser ausgestattet als die deutschen“, so Schleier. Für jeden Gefallenen gebe es ein eigenes Grab und hier werde von den Amerikanern ein regelrechter Kult betrieben.
„Das Arbeiten und die gewonnenen Eindrücke waren auf jeden Fall eine große Bereicherung für mich“, bilanzierte Schleier, und empfahl abschließend, einen solchen Soldatenfriedhof nach Möglichkeit einmal zu besuchen.
Foto1: Großwenkheimer Reservisten beim Pflegen von Kriegsgräbern in La Cambe. V.l:: Rainer Werner, Herbert Schleier, Rudolf Ziegler.

Foto2: Großwenkheimer Reservisten auf dem großen Soldatenfriedhof in La Cambe. Ganz rechts Herbert Schleier, links daneben Rudolf Ziegler.

Foto3: Am Grab von Ambros Balling legten die Großwenkheimer Reservisten einen Blumenstrauß nieder und sprachen ein gebet. V.l.: Rainer Werner, Rudolf Ziegler, Richard Schleier, Erich Fries, Herbert Schleier.